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Monsieur
Cyrille Thébault
Email : thebaultc@hotmail.com


Langues

Allemand Français

Spécialités

sciences humaines
littérature générale
documents, actualités
histoire XXe
histoire XIXe
fantastique

Bibliographie

Wilhelm RouxLa lutte des parties dans l'organismeEditions Matériologiques, 2012

Formations

A la suite d’études d’allemand (LLCE, Caen) et de traduction (ESIT, Paris), je travaille notamment avec ARTE comme traducteur externe depuis 2008.

J'ai entre autres collaboré à la traduction d'articles traitant de Herbert Spencer et de Hippolyte Taine (critique scientifique et psychologie expérimentale).

Je maîtrise par ailleurs l’écriture gothique (transcription de la Frakturschrift [Fraktur], de la Kurrentschrift [Kurrent] et de la Sütterlinschrift [Sütterlin]).
Exemples : lettre inédite de Goethe ; écrit sur les tableaux du comte de Thorenc ; extraits du Livre foncier (Grundbuchdroit local d'Alsace-Moselle).

Autres thèmes : expressionnisme ; anarchismes ; révolution allemande de 1918 ; république de Weimar.

 

Régions familières : Alsace, Bretagne, Normandie, Paris ; Berlin ; Bavière (Franconie, Würzburg), Saxe (Leipzig, Dresde) ; Etats-Unis (New York).

Sports : basket-ball, football.

 

Autres activités professionnelles

 

[07.05.2024] WIEDERENTDECKUNG / REDECOUVERTE

[DE]
Der Prosatext "Neapolitanische Skizze" von Else Lasker-Schüler galt lange als verschollen. Ich habe ihn endlich aufgespürt und freue mich nun, Euch davon eine treue Transkription anzubieten.
Es handelt sich um ihren ersten veröffentlichten Prosatext. Er erschien in der Ausgabe vom 17. März 1900 der in Berlin von Hans Land herausgegebenen Wochenschrift "Das neue Jahrhundert".

PS: Siehe auch den Internetauftritt von Karl Jürgen Skrodzki, der inzwischen den Text in seine Webseite eingearbeitet hat.
Nun hat die Bibliothek der University of Illinois Urbana-Champaign unter anderem den entsprechenden Band vollständig digitalisiert und im Archive hochgeladen: https://archive.org/details/dasneuejahrhunde2118unse

[FR]
Le texte en prose intitulé "Neapolitanische Skizze" (littéralement : "Esquisse napolitaine") d'Else Lasker-Schüler fut longtemps considéré comme perdu. Etant enfin parvenu à mettre la main dessus, je vous en propose ici une transcription fidèle.
Il s'agit du premier texte en prose publié par Else Lasker-Schüler. Il parut dans le numéro du 17 mars 1900 de la revue hebdomadaire "Das neue Jahrhundert", éditée à Berlin par Hans Land.

 

Titel

 

Neapolitanische Skizze.

 

Signorina blickt in das prangende Blau des Golfes und denkt: wenn ich meine Seele kleiden könnte, würde ich ihr ein Kleid nähen, blau wie die Fluten……

         Signorina liebt.

         Gestern saß sie im Beichtstuhl und beichtete ihre Sünden dem jungen Priester Paolo.

         „Du bist eine unverbesserliche, kleine Sünderin!“ sagte er streng, daß es ihr in’s Herz schnitt. „Bete einen Rosenkranz täglich zur heiligen Mutter, denn in meiner Macht liegt es nicht mehr, Dir zu vergeben.“

         Pater Paolo hat goldglänzende Locken und dunkel beschattete Augen, wie ein Britte, sagen die Leute und die Signorinen sind gottesfürchtig geworden, seitdem er das Kirchenamt versieht. In den Prozessionen trägt er den Himmel über dem heiligen Vater, und manche Rose fällt zufällig aus kleiner Mädchenhand zu seinen Füßen nieder.

         Signorina spricht vor sich hin: „meine Sehnsucht ist ein ewiger Blumengedanke, – meine Sehnsucht kennt keine Grenzen, – meine Sehnsucht schwimmt über Meere und wandert durch Wüsten, – meine Sehnsucht schwebt über Höhen und wilde Schluchten.“ –

         Pater Paolo steht vor ihr und droht der kleinen Träumerin.

         „Pater Paolo!“

         „Nun Signorina, wie stehts mit den Rosenkränzen, betest Du auch fleißig zur heiligen Mutter?“

         „So oft wie Ihr sagtet, Pater Paolo. Doch heute Morgen kam’s mir so vor, als ob die Heilige mit dem Finger drohte, wie Ihr es eben thatet, Pater Paolo.“

         „Und was wollte Sie von Dir?“

         „Sie sagte, so lange Du nicht die ganze Wahrheit bekennst, kann ich Dir nicht helfen, und Deine Seele wird lichterloh brennen in den Höllenflammen!“

         „Komm zur Beichte, kleine Signorina“ sagt der Pater Paolo und lächelt ganz eigentümlich – beglückt wie ein Sterblicher.

         Am Abend nimmt Signorina ihren Weg an den zwei Plätzen vorbei, in deren Mitte die Kirche steht. In dem Häuschen hinter den Olivenbäumen wohnt der Pater Paolo.

         Sie blickt heimlich zu dem Eckfensterchen empor. „Heilige Veronica!“ Da blüht ja in einem Glase die rote Rose, die sie behutsam aus den Händen hat fallen lassen!

         Pater Paolo hatte sie aufgehoben.....

         „Nun Signorina was hast Du mir verschwiegen?“ fragte Pater Paolo am andern Morgen im Beichtstuhl.

„Pater Paolo, Pater Paolo.... daß Ihr der Priester seid, den ich liebe“……

         Signorina beginnt bitterlich zu schluchzen und Pater Paolo nimmt seine ganze Kraft zusammen und spricht innig und wehmütig:

„Signorina, fortan bete zwei Rosenkränze täglich zur heiligen Mutter.“

 Elsa Lasker-Schüler.

 

Ende

 

Source/Quelle: Elsa [!] Lasker-Schüler: Neapolitanische Skizze, in: Das neue Jahrhundert (Berlin), Jg. 2, Bd. 1, Heft vom 17. März 1900, pp. 780-781.